Was ist Wahrnehmung?
Wahrnehmung ist ein biologischer Vorgang der Aufnahme und Verarbeitung von Reizen.
Folgende sind die Hauptwahrnehmungsbereiche:
- Visuelle Wahrnehmung ("sehen")
- Auditive Wahrnehmung ( "hören")
- Taktile Wahrnehmung ("fühlen")
- Gustatorische Wahrnehmung ("schmecken")
- Olfaktorische Wahrnehmung ("riechen")
- Vestibuläre Wahrnehmung ("Gleichgewicht")
- Propriozeptive Wahrnehmung ("Tiefensensibilität")
Dazu möchte ich noch die Empathie hinzufügen: die Fähigkeit sich in die Emotionen eines anderen einzufühlen.
Visuell: Überempfindlichkeit gegenüber Licht, zu viele visuelle Reize machen sprunghaft und nervös; Ängstlichkeit in unbekannter Umgebung oder bei Menschenmengen; Schwierigkeiten in der Auge-Hand-Koordination (schreiben, malen, Bewegungskoordination); Probleme beim Lesen- und Schreibenlernen.
Auditiv: Erschrecken bei plötzlichen Geräuschen; keine Reaktion auf Ansprache; Empfindsamkeit gegenüber bestimmten Tönen; einzelne Geräuschquellen werden nicht auseinandergehalten und verschwimmen; unsaubere Aussprache.
Taktil: Berührungen werden vermieden; Schmerzempfinden ist übermäßig ausgeprägt (hypersensibel); Berührungen müssen einen starken Reiz haben, Schmerzen werden kaum wahrgenommen (hyposensibel).
Gustatorisch: Ablehnung von bestimmten Nahrungsmitteln; Vorliebe für scharfes, saures, süßes; Empfindlichkeit gegenüber Konsistenzen (weich, hart, körnig, breiig).
Olfaktorisch: geruchsempfindlich; riechen an Gegenständen oder Menschen
Vestibulär: stößt sich; fällt schnell um; balancieren und auf einem Bein stehen fällt schwer; Bewegungsunlust; Übelkeit in Bewegung (hypersensibel); motorische Unruhe / kann nicht sitzen bleiben / sucht starke Bewegungsreize (hyposensibel).
Propriozeptiv: ungeschickte unkoordinierte Bewegungen; Bewegungsdrang / motorische Unruhe; zu fester muskulärer Druck bei Körperkontakt / Stifthaltung / Spielen; unsicheres Laufen / Zehenspitzengang; Schaukeln auf dem Stuhl / untergeschlagene Beine.
Bei hochsensitiven Kindern und Erwachsenen liegt eine übermäßige Fähigkeit vor, Stimmungen von Menschen und Umgebungssituationen ungefiltert aufzunehmen. Häufig fällt ihnen das Abgrenzen schwer und es kommt zu emotionaler Überforderung, Stress oder depressiven Verstimmungen.
Was sind die Gründe für den scheinbaren Anstieg von Wahrnehmungsauffälligkeiten bei Kindern?
Derzeit gibt es noch keine zuverlässigen wissenschaftlichen Daten zum Anstieg von Auffälligkeiten in der Wahrnehmung bei Kindern. Im Austausch mit Kindergärten, Schulen, Diagnose- und Fördereinrichtungen - sowie in eigenen Beobachtungen - wurde dies jedoch bestätigt. Gründe hierfür zu benennen kann nur spekulativ und subjektiv sein.
In meiner Vorstellung könnten viele Faktoren eine Rolle spielen: veränderte Umweltbedingungen, so dass Kinder kaum noch die Möglichkeit haben sich draußen frei zu bewegen und auszutoben; zunehmende Digitalisierung; mangelnde Qualität der Nahrung; Umweltgifte; allgemeine gesellschaftliche Beschleunigung; Stress der Eltern durch existentielle Probleme; Reduzierung gesellschaftlicher Kontakte oder oder oder.
Wenn Sie bei Ihrem Kind eine oder mehrere der oben genannten Wahrnehmungsbesonderheiten feststellen oder der Kindergarten / die Schule Sie angesprochen hat, dann sollten Sie sich Beratung und Unterstützung holen!
Da Ihr Kind die Umwelt anders wahrnimmt, benötigt es Hilfe und Anleitung um zurecht zu kommen. Kinder mit Wahrnehmungsbesonderheiten sind meist tief verunsichert und leiden. Aus diesem Grund ist der erste Schritt der Aufbau von Vertrauen und Sicherheit. Dies geschieht im Beziehungsaufbau, aber auch im Schaffen von Regeln und Strukturen.
Ebenso ist das direkte Ansetzen an den betroffenen Wahrnehmungsbereichen durch Körperarbeit, motorische Übungen, sensorische Integration oder Reflexintegrationstraining ein wichtiger Bestandteil.
Häufig werden Kinder mit Wahrnehmungsauffälligkeiten von der Umwelt verurteilt oder gar abgelehnt. Dies führt zu einer zunehmenden Abnahme des Selbstwertgefühles und verschlimmert die Symptome.
Die Unterstützung und Beratung der Familie ist daher ebenso wichtig wie die Förderung des Kindes! Zusätzlich sollten Kindergärten bzw. Schulen in die besprochenen Vorgehensweisen und Maßnahmen mit eingebunden werden, damit Ihr Kind sich gesichert und angenommen fühlen kann.
"Autismus ist eine komplexe und vielgestaltige neurologische Entwicklungsstörung. Häufig bezeichnet man Autismus bzw. Autismus-Spektrum-Störungen auch als Störungen der Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung, die sich auf die Entwicklung der sozialen Interaktion, der Kommunikation und des Verhaltensrepertoires auswirken."
(Zitat aus: Bundesverband Autismus Deutschland e.V. / Was ist Autismus?)
Bei Kindern mit Autismus sind die Auffälligkeiten im Bereich der Wahrnehmung extrem ausgeprägt.
Da sie schon im frühen Kindesalter die Signale, die aus dem eigenen Körper, der Umwelt und von den Mitmenschen kommen, nicht einschätzen und verstehen können, kommt es meist zu Rückzug und massiven Ängsten vor unbekannten Situationen und Menschen. Das Festhalten an immer gleichen Abläufen, genau wie ständig sich wiederholendes (repetitives, ritualisiertes) Verhalten, dient dem Bedürfnis nach Sicherheit.
Was die Unterscheidung zu anderen Formen der Wahrnehmungsbesonderheiten ausmacht, ist der scheinbare Mangel an Empathie (Einfühlungsvermögen). Menschen aus dem Autismus-Spektrum fällt das "Lesen" von Emotionen schwer, sie handeln häufig selbstzentriert und eigenwillig. Ob der Grund hierfür in einem "Zuviel-Fühlen" oder "Zuwenig-Fühlen" liegt, ist spekulativ.
Die Aufgabe von uns ist es nun, diesen Kindern eine Umgebung zu schaffen, in der sie sich geborgen genug fühlen, um den Mut zu entwickeln in den Kontakt zu gehen und sich auf neue Situationen einzulassen.
Bei Kindern mit Autismus bedeutet dies, viel Geduld und Einfühlungsvermögen mitzubringen. Neue Situationen müssen vielleicht über Monate eingeübt werden, Wiederholungen sind ein wichtiger Bestandteil des Lernens.
Ebenso sind Rituale und klar vorgegebene Regeln und Strukturen hilfreich, um eine Umgebung der Sicherheit zu schaffen!
Mit Blick auf die Reflexintegration fällt auf, dass bei Kindern mit Autismus die Stressschutzreflexe (FLR und Moro) nicht integriert sind! Diese sind aber grundlegende Reflexe, die die weitere Entwicklung massiv hemmen!
Reflexintegrationstraining ist somit ein wichtiges Instrument für Weiterentwicklung. Dieses muss aber aufgrund der Besonderheiten der Kinder in der Ausführung flexibilisiert und angepasst werden.
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